Vorwort


Die gesamte Sammlung aller Filme und Dokumentationen zum Thema Motorsport ist unter
https://www.youtube.com/@DieFormel1desOstens zu finden.


Autor: Jürgen Meißner

Medieninteresse für den Motorsport gering oder
Ulli Melkus gegen Katarina Witt

Während die olympischen Disziplinen der uneingeschränkten Förderung durch den DDR-Staat sicher waren, stand der Motorsport nicht im Focus der Imagebildung einer sozialistischen Wertegesellschaft. Die DDR förderte alles das, was dem internationalen Ruf einer sozialistischen Vorteilsgesellschaft dienlich war. Der Motorsport war es nicht.

Durch die unterschiedlichen technischen Konzepte zwischen Ost und West und der Mangelwirtschaft im Osten und wurde der Motorsport geduldet. Geduldet deshalb, weil das Interesse der Bevölkerung sehr hoch war und die Zuschauerzahlen nach dem Fußball die Zweithöchsten waren. In einem Ignorieren sahen selbst die Politiker eine Gefahr und somit überließ man dem Verlauf dieser Sportarten findigen Köpfen, die in der Regel mit hoher Energie, Fleiß, eigenem Geld und ausgezeichnetem Engineering dafür sorgten, dass Zuschauerzahlen an den Rennstrecken gemessen wurden, wovon die Formel 1 heute nur träumen kann.

Für die Medien, also die Zeitungen und das Fernsehen, war damit die Marschrichtung vorgegeben; es  bedeutete die gehorsame Gleichschaltung zwischen staatlichen Interesse und der politischen Außenwirkung. Damit fiel der Motorsport ständig hinten hinunter. TV-Sendungen von Rennveranstaltungen wurden zeitversetzt gesendet und andere Berichte über Rennveranstaltungen wurden "artig" kurz gehalten, über Rennfahrer fehlten sie fast gänzlich. Man stelle sich vor, Michael Schumacher würde in Leipzig durch die Innenstadt laufen. Er käme nicht sehr weit, weil ihn alle erkennen und belagern würden. Ulli Melkus, kannte man vom Namen, nicht aber sein Gesicht, schon gar nicht seine Lebensgeschichte. Wäre Ulli Melkus, der Privatunternehmer war, wenigstens ein Arbeiter in einem volkseigen Betrieb gewesen, dann hätte es ggf. noch die Medien interessiert, von einem "hervorragenden Sohn der Arbeiterklasse" zu sprechen. Selbst das war schon ein Problem, denn über Bernd Kasper, zweitbester Rennfahrer im Osten und in einem volkseigenem Betrieb (VEB) tätig, wurde kaum ein Werdegang publiziert.

Erst als sich die CSSR, Ungarn, Polen usw. langsam dem Westen medial öffneten und die TV-Sender, wie der WDR 1982 und das ZDF 1985 vom Rennsport im Osten begannen zu berichteten, kam langsam Bewegung in den ansonsten zähen Medientopf. Langsam legten die „Schumacher des Ostens“ ihre Helme ab und gaben sich damit eine Identität. Dennoch blieb es am Ende bei Vorzeigesportlern, wie Ulli Melkus, Hans-Dieter Kessler oder Peter Mücke, die ein wenig in Talk-Shows auftreten durften. Viel zu wenig, um den wirklichen Wert der technisch-sportlichen Ergebnisse unter den sozialistischen Bedingungen zu würdigen. 

Nach der politischen Wende war der westliche Motorsport das Maß der Dinge. Die Rennwagen aus dem Osten wurden bestenfalls schnell Oldtimer. Wieder interessierte sich kaum jemand, WER waren diese Männer und WIE haben sie überhaupt solche Leistungen erbringen können? Wenn nicht der mdr (Mitteldeutscher Rundfunk) in seiner Eigenschaft als ostdeutsches Medium gelegentlich berichten würde, ziehen es die restlichen, insbesondere die freien Sender vor, stundenlang über den inzwischen sterilen "Formel 1 - Zirkus" zu berichten. Der ostdeutsche Sport ist Geschichte, alle gehen zur Tagesordnung über. Demütigung? Nein, es ist die Konsequenz aus dem langjährigen Willen der ostdeutschen Rennfahrer, zum Westen zu gehören und der damit verbundenen Preisgabe ihrer Wertegemeinschaft.

Es ist daher gar nicht genug zu würdigen, dass es im Osten Menschen gibt, die sich aufgemacht haben, dem Vergessen entgegenzuwirken. Ob es Bücher sind, die geschrieben wurden, die Nutzung neuer Medien, wie diese Internetseite oder Facebook, welches die Rennfahrgemeinde aus Ost und West zusammen schmiedet - alle sie sind angetreten, zumindest in dieser Generation das „Weißt Du noch“ zu erhalten und der späteren Zeit zu vermitteln, WIR waren auch WER!

Daher sind alle damaligen Pressemitteilungen und Rennaufzeichnungen eine absolute Rarität. Die auf diesem Abschnitt der Webseite www.ddr-formel1.de gezeigten Filme sind nur noch teilweise in den Archiven der TV-Sender zu finden, meist noch nicht digitalisiert, also auf Bändern, die Jahr für Jahr ihre Qualität verlieren...

Genießen wir auf den nachfolgenden Seiten somit ein Stück östlicher Freiheit, Freiheit die sich findige Köpfe Stück für Stück erkämpft haben und über deren Erfolge sie mit Recht stolz sein dürfen.