VOX - Sendung über die Formel Easter erregt die Gemüter


Vorwort

Am 23. Dezember 2001 wurde 17 Uhr im Fernsehsender VOX die lang ersehnte Sendung über den Formelrennsport in der ehemaligen DDR und das überleben der Formel Easter nach der Wende ausgestrahlt. Die Resonanz ist unterschiedlich: Die Zuschauer beurteilten die Sendung als interessant, die Insider, also ehemalige Rennfahrer, als Verzerrung der Geschichte. Besonders die Rolle von "Formel-Easter Ecclestone" - Stromhardt Kraft - wird in Frage gestellt und heftig kritisiert.

Dazu muss man aus der Erfahrung im Umgang mit den Medien sagen, dass gegebene Informationen so umgesetzt werden, das der größte "AHA-Effekt" entsteht. Der Zuschauer wird somit in die Lage versetzt, ein Sieger-Opfer-Schema zu erkennen. Spätere filmische Dokumentationen, wie von Peter Kasza oder dem Filmstudio in München wurden sehr sachlich abgefasst.    

Zu dieser Thematik trafen sich am 9. Januar 2002 Rennfahrer, wie Lutz Heinicke, Wolfgang Wöhner, Jürgen Meißner, Helga Heinrich-Steudel, Hartmut Thaßler, Gerhard Friedrich um mit den Protagonisten der VOX-Sendung, Heinz Siegert und Stromhardt Kraft, über den verfälschten Inhalt der TV-Sendung zu diskutieren. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass derartige geschichtsverdrehenden Entgleisungen zu unterlassen sind und die Medien zu zwingen sind, das Material vorher freigeben zu lassen. Da eine Gegendarstellung bei VOX niemals möglich geworden wäre, wurde beschlossen, Gegendarstellungen auf der Webseite www.ddr-formel1.de zu veröffentlichen.

Auf Wunsch vieler Sportfreunde und insbesondere im Namen derer, die sich um eine seriöse Geschichtsaufarbeitung bemühen, ist auch heute noch die Möglichkeit einer Diskussion im Gästebuch dieser Webseite möglich.


Die Darstellung des Sendungsinhaltes in der Homepage des Fernsehsenders VOX

Quelle:  http://www.vox.de/start.html?page=http://www.vox.de/ams_7985.html&banner=/vox/auto/ams/&Color=5C0100 

"MOTORSPORT UNTER HAMMER UND ZIRKEL" - DIE SCHUMIS AUS DER DDR 

Ob auf den ostdeutschen Rennstrecken oder bei Rennen in den sozialistischen Bruderländern - Heinz Siegert trotzte erfolgreich den natürlichen Grenzen der Technik von Ladamotoren und Trabibremsen unter dem gebannten Blick Hunderttausender Zuschauer. Siegert stand mit einigen anderen Fahrern an der Spitze eines von der DDR-Führung ungeliebten und nicht geförderten Sports.

Jetzt möchte er mit seinen Freunden die Rennstrecken in Ost und West wieder zurückerobern und eine eigene Rennserie gründen. "auto motor und sport tv" verfolgt das "Formel-Easter"-Team auf seinem beschwerlichen Weg, die Fahrer und Rennwagen, die nach der Wende "eingemottet" wurden, wieder flott zu machen. Die Rennwagen waren Homunkuli sozialistischer Auto-Kunst: das Getriebe vom Wartburg, der Motor von Lada, ein bisschen Trabi - und dazu natürlich Spezialteile, die sich die Piloten auf teils abenteuerliche Weise beschafften.

Die Autoren Stefan Sauerzapf und Bernhard Dreiner zeigen die "Krönung" des DDR-Rennwagenbaus: den MT 77, der von Ulli Melkus und Hartmut Thaßler unter technikfeindlichen Bedingungen 1977 fertig gestellt wurde und 12 Jahre lang das Aushängeschild der "Formel-Easter"-Fahrer war. "auto motor und sport tv" begibt sich auf Spuren- und Ersatzteilsuche nach Tschechien, unter anderem nach Most. Hier treffen die "Formel-Easter"-Fahrer auf ehemalige Konkurrenten der Pokalrennen "für Frieden und Freundschaft" - DIE Formel 1 des Ostblocks in den 70er und 80er Jahren. Die neuen Konkurrenten der DDR-Helden kommen jetzt aus den alten Bundesländern - und deren Material und finanzielle Ausstattung ist deutlich überlegen. Vielen Veranstaltern sind die "Formel-Easter"- Fahrer mit ihrer eigentümlichen Art und ihren sozialistischen Errungenschaften ein Dorn im Auge.

Der gesamte Rennsport unter Hammer und Zirkel wurde aus privater Tasche bezahlt, die staatlichen Rennkommissare erlaubten höchstens einen kleinen Sponsorvertrag. Aus den DDR-Rennstars wurden mit der Wende tragische Helden. Kurz nach dem Fall der Mauer starb Uli Melkus bei einem Unfall auf der Autobahn - die anderen merkten, dass der Westen für rückständige Technik nichts übrig hat. Ein gemeinsamer Auftritt in Hockenheim 1989 - das war's. Die MT 77 sowie die übrigen Rennwagen verschwanden und verstaubten in den Garagen, der persönliche Überlebenskampf der Neu-Bundesbürger begann. Doch jetzt, 12 Jahre nach dem Aus, soll der Legende "Formel Easter" wieder neues Leben eingehaucht werden.

"auto motor und sport tv" dokumentiert die Geschichte des DDR-Rennsports an Originalschauplätzen und in Gesprächen mit den wichtigsten Zeitzeugen von damals (und heute) und zeigt, dass sich die Menschen trotz aller staatlicher Repressalien ihre Liebe zum Motorsport nicht nehmen ließen - ob beim Trabirennen oder auf der "Formel-Easter"- Strecke.

"auto motor und sport tv" ist im Original-Windkanal, in dem der MT 77 damals getestet wurde, besucht Vater und Sohn des tödlich verunglückten DDR-Stars Uli Melkus, befragt Albert Gärtner, den ehemaligen Rennkommissar und Motorsportchef des ADMV (der Automobilverband der ehemaligen DDR), der die "Formel-Easter"-Fahrer förderte und ihnen gleichzeitig jegliche Westkontakte bei Auslandsrennen in anderen Ostblockstaaten verbieten musste. "auto motor und sport tv" zeigt nicht nur exklusives Filmmaterial des Bruders von Heinz Siegert, der die wichtigsten Stationen der "Formel Easter" auf Super-8 festgehalten hat - in einer Bildsprache, wie sie heute in Werbespots wieder verwendet wird, sondern greift auch auf die Bestände des ehemaligen DDR-Fernsehens zurück.

Stellungnahme der Historic Racecar Association von Thilo Figai im Gästebuch der VOX-HP

Quelle damals:  http://www.vox.de/start.html?page=http://www.vox.de/ams_7985.html&banne  
 
Thilo Figaj ( webmaster@Grandprixdriver.de ) [3.1 11:38]

Betr.: Motorsport unter Hammer und Zirkel – Sendung vom 23.12.2001
An: Herren Peter Stützer (Redaktion), Stefan Sauerzapf und Bernhard Dreiner (Autoren)

Von: Historic Racecar Association - HRA Thilo Figaj

Sehr geehrte Herren,

zu Ihrer Sendung über den Motorsport in der DDR, die ja eigentlich eine Sendung über den Formelsport in der DDR war, möchten wir Sie beglückwünschen. Es geschieht nicht oft, dass der privat organisierte Motorsport in Deutschland einen derartig prominenten Sendeplatz und eine solch lange Sendezeit im Fernsehen erhält. Besonders erfreulich, wenn ein solcher Termin kurz vor Weihnachten viele Interessierte erreicht. Aber das wissen Sie sicher besser aus den GFK-Zahlen.

Soweit wir das beurteilen können, war die Reportage ausführlich und gut recherchiert. Sie wird den Hauptakteuren bestimmt gerecht, und die "Formel Easter" hat eine hervorragende Werbung für sich verbuchen können. Das haben die Akteure und das Fahrzeug auch verdient.

Nun haben Sie Ihre Reportage zu großen Teilen bei Veranstaltungen der Historic Racecar Association produziert. Dazu gibt es von unserer Seite aus ein paar Anmerkungen.

Die Historic Racecar Association - eine private Fahrergemeinschaft, kurz: HRA - organisiert von Deutschland aus europaweit seit vielen Jahren die GERMAN OPEN, eine Rennserie für historische Formelfahrzeuge. An dieser Serie nehmen die unterschiedlichsten Formelklassen teil, genaueres entnehmen Sie bitte unserer Broschüre. Wie Sie sofort sehen, ist auch die Formel Easter ausgeschrieben, und das nicht erst in 2001, sondern seit mehreren Jahren. Und in diesen Jahren hat sich die HRA immer um eine verstärkte Teilnahme der Formel Easter an ihren Rennen bemüht. Die Betonung liegt hierbei auf Rennen, was man absolut nicht mit Vergleichswettbewerben gleichstellen kann, an welchen die Easter Fahrer nach der Wende bereits in stärkerem Maße teilnahmen. 

Rennen fahren kostet eben mehr Geld, weil a) auf abgenommenen Strecken gefahren werden muss, b) eine Streckensicherung vorhanden sein muss, c) die Autos technischen Mindestanforderungen genügen müssen, und last but not least auch eine Fahrerlizenz erforderlich ist. Dazu kommt dann die Streckenmiete. Diese Kosten sind hoch, auch auf den neuen Rennstrecken im Osten Deutschlands, wo die HRA sehr wohl antritt. 

Im Jahre 2001 wurden allein drei (von sieben) Veranstaltungen der HRA im Osten ausgeschrieben: Neben Most, wohin Sie uns ja begleitet haben, standen auch der Sachsenring und Oschersleben auf dem Programm. Im Oktober 2000 sind wir als 3. Veranstaltung überhaupt nach seiner Einweihung auf dem Eurospeedway Lausitz gewesen. Easter Teilnahme? Ganze zwei Autos damals.

Seite 2 zum Schreiben - auto motor und sport tv

Sie informieren Ihre Zuschauer falsch, wenn Sie, Herr Stützer, im Abspann sagen, der Westen (und damit können Sie nach allem in der Reportage gezeigtem ja nur unsere HRA meinen) würde den Osten meiden. Das Gegenteil ist der Fall. Quod erat demonstrandum.

Richtig ist, dass auch diese Veranstaltungen ihr Nenngeld bedingen, genau wie z.B. Nürburgring oder Spa. Die HRA ist eine non-profit-Organisation, unsere Fahrergemeinschaft muss dieses Geld aufbringen, um die Rennen überhaupt anbieten zu können. Und mit dem Aufbringen des Startgeldes tun sich nicht nur die Fahrer aus dem Osten schwer. Das Problem haben wir alle, und auch Fahrer aus dem Westen können nicht an allen Veranstaltungen teilnehmen, so gerne sie es auch wollten. Motorsport ist teuer.

A propos Nenngeld. Die HRA hat 2001 von eingeschriebenen Mitgliedern ein Startgeld von DM 700,00 pro Doppelveranstaltung verlangt. Nicht-Mitglieder, und das sind nicht nur Formel Easter Fahrer, zahlten DM 800,00. Das ist teuer genug. Warum Sie aber in Ihrer Reportage daraus DM 900,00 machen müssen, ist absolut nicht mehr nachvollziehbar. Tatsache ist, dass in die Serie eingeschriebene Mitglieder pro Rennen lediglich DM 350,00 aufzubringen hatten. Weil man für sein Geld bei der HRA an einer Veranstaltung zwei Trainings und eben auch zwei Rennen fahren kann. Bei nur einmaligen Anreisekosten. Aber das lassen Sie völlig unter den Tisch fallen, sowohl für Most, als auch für den Nürburgring. 

A propos Siegerehrungen. In der GERMAN OPEN der HRA fahren bis zu 15 unterschiedliche Klassen mit. Stellen Sie sich einmal vor, alle diese Klassen würden nach dem Zieleinlauf auf dem Treppchen geehrt werden. Welcher Veranstalter würde das mitmachen? Es ist nun mal leider so, dass nur die Gesamtersten des Rennens auf das Podium steigen. Formel Junior Fahrer, Formel Vau, Formel Ford: wir haben alle herzlich Tränen vergossen bei Ihrem Bericht. Genau wie die "armen Ossis" kommen wir nämlich auch nie aufs Podium. Davon einmal völlig abgesehen, finden aber immer Klassenehrungen zu einem späteren Zeitpunkt statt. Kein Wort davon in Ihrer Reportage.

A propos Zäune und Mauern. Den Unfug mit dem Gitter zwischen den Boxen hätten Sie sich sparen müssen. Das Gitter ist immer da, das wissen Sie so gut wie wir und die meisten Ihrer Zuschauer. Sie haben sich mit dieser überflüssigen Spitze spätestens an dieser Stelle ein Eigentor geschossen.

 Durch diese Art von Berichterstattung kommt es nämlich erst zu der vielzitierten "Mauer in den Köpfen".  Nicht bei uns in der HRA, nicht zwischen unseren Fahrern aus dem Westen und dem Osten, nicht zwischen Formel 3 und Formel Easter. Wir wissen es alle besser. Nein, Sie errichten eine Mauer in den Köpfen Ihrer Millionen Zuschauer. Wenn Sie dort nicht schon vorhanden ist, dann tun Sie mit ebensolchen Aussagen einiges, damit eine solche wieder entsteht. Und das, unverständlicherweise ohne Not, ohne Zwang. Aber auf unsere Kosten.

Wäre es denn so schwer gewesen, die integrativen Momente in Ihrer Reportage herauszuarbeiten? Sie hatten alle Möglichkeiten dazu. War es einfach zu verlockend, Vorurteile zu schüren, und einen derartig simplen Rahmen für eine an sich faszinierende Geschichte zu basteln? Das haben die Mitglieder der HRA nicht verdient. Das haben die Easter Fahrer auch nicht verdient. Noch weniger haben sie es nötig gehabt. Und gewollt schon gar nicht.

Besuchen Sie uns in 2002 doch noch einmal. Dann können Sie ein paar Sachen gerade rücken. Vielleicht im Juni auf dem A1 Ring in Österreich. Dort fahren wir übrigens, dank dem Engagement des Veranstalters und von Sponsoren, zu einem Bruchteil der sonst üblichen Kosten. Formel Easter, F3, Formel Ford, Formel V, alle. Die HRA macht da längst keine Unterschiede mehr.
 
Mit freundlichem Gruß
Historic Racecar Association
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Thilo Figaj

Die Richtigstellung des VOX-Berichts durch Lutz Blütchen, Präsident des Sportverbandes e.V. von 1989 bis 2001 und Organisator der Formel Easter / Euro / F 200 von 1989 bis 2001

Sportfahrer-Center
Lutz Blütchen
01139 Dresden

Richtigstellung des Berichtes über die Formel Easter im Fernsehsender VOX
Lutz Blütchen, Sportfahrerverband e. V.

Es freut sich jeder Motorsportfreund, wenn er über den Sport seiner Wahl sogar mal etwas im Fernsehen sieht. Wenn es allerdings solche Ungereimtheiten sind wie im o.g. Bericht muss dazu etwas nachgetragen werden. Es bleibt für mich fraglich, wieso sich Sportfreunde mit derart vielen fremden Federn schmücken ohne rot zu werden, wie es in diesem Fall Heinz Siegert und Stromhart Kraft.

Nachdem der Sportfahrerverband e.V. 12 Jahre lang die Formel Easter, spätere Formel Euro bzw. Formel 2000 betreut und organisiert hat und beide Sportler nicht einen Finger für den Erhalt der Serie beigetragen haben, ist es schon erstaunlich zu hören, dass Heinz Siegert und Stromhart Kraft die wahren "Retter des DDR-Formelsports" sind.

Als 1989 der ostdeutsche Formelsport am Scheidepunkt stand weiterzumachen oder aufzuhören, waren die Mitglieder des Sportfahrerverbandes, die sich für ein Weitermachen entschlossen. Viele aktive Sportler, unter ihnen Siegert und Kraft, gaben den Eastersport auf. Eines Teils wegen persönlicher, wirtschaftlicher Probleme (Aufbau eigener Firmen), andererseits, weil man mit dem "...alten Ostschrott..." nichts mehr zu tun haben wollte. Neue Perspektiven in der Formel 3 oder bei Porsche-Cuprennen schienen die Lösung zu sein. Und so machten die einen unter unsäglichen Schwierigkeiten tapfer weiter und die anderen hoben ab, bis sie merkten, dass für die Abgehobenheit das Geld bzw. die Leistungsfähigkeit fehlte. Danach zog man sich zurück und hat offensichtlich 10 Jahre verschlafen.

In der Zwischenzeit organisierte der Sportfahrerverband e. V. unter Leitung und Promotion von Lutz Blütchen mindestens 8-10 Rennen pro Jahr für Formel Easter-Rennwagen. Diese Rennen im In-und Ausland hatten teilweise Starterfelder bis zu 35 Aktiven, unter ihnen Polen, Tschechen, Schweizer, Franzosen, Engländer und viele Fahrer aus den alten Bundesländern. Gefahren wurde von Poznan bis Monza, von Spa bis Budapest.

Erst als 1994 die ONS feststellte, dass die Fahrzeuge der Formel Easter nicht mehr den Regularien des Internationalen Sportgesetzes entsprachen (Keine Sicherheitstanks / ungeprüfte Überrollbügel / fehlende Knautschzonen u. a.), stellte sich das Problem neue Technik zu installieren.

Das Fahrerfeld der aktiven Sportler blieb mehrheitlich bestehen, nur das Regiment wurde umbenannt in Formel Euro. So ging der Formelsport weiter, zum Teil mit neuen Wagen, zum Teil mit modifizierten Formel-Easter-Wagen. 1997 änderte der SFV das Regiment erneut, als auf Beschluss der Fahrerschaft der 2000 ccm-Motor eingeführt wurde, um bei internationalen Rennen konkurrenzfähig zu sein und weil neue Herausforderungen gewünscht wurden.

Ein Versuch, wie vor der Wende in Gemeinschaft ein neues Rennauto zu bauen, schlug fehl. Es entstand nur ein Prototyp auf der Basis der letzten Melkus-Konstruktion mit der Typbezeichnung ML, realisiert durch Rico Richter und Freunde.

Erst im Jahr 2002 endete der Weg des Ostformelsports als eigenständige Serie, als mittlerweile die NENNGELDER 1000,- DM/Rennen erreicht hatten und dies niemand mehr bezahlen konnte.

Der letzte Formel Easter war 1996 im Rennen. Er ermöglichte aber keinen konkurrenzfähigen Einsatz, da Chassis und Motoren einfach zu alt waren und die neuen Streckenbedingungen neue Konzepte verlangten.

Zwischenzeitlich hatte der Dresdner, Ralf Heckert, mit viel persönlichem Engagement die Historische Renngemeinschaft MT 77 gegründet, um die alten Fahrzeuge zu erhalten. Selbst zu diesem Zeitpunkt war von den Rettern des Formel Easter Sports noch nichts zu hören. Heckert versammelte über 20 Fahrer um sich und es wurden intere Rennen gefahren, da es kein gültiges ONS-genehmigtes Regiment gab. Denn auch in Zukunft ist auch eigentlich nur ein Einsatz im historischen Rennsport möglich und hierbei sollte man auf dem Boden bleiben und sich über die Kooperation bestehender Organisationen freuen.

Falls die Sportsfreunde Siegert und Kraft nun eine neue Epoche des Eastersports einleiten wollten, sollen sie die Kirche im Dorf lassen und sich nur das auf die Fahne schreiben, was sie tatsächlich geleistet haben. Wir werden es beobachten 

27.12.01
Lutz Blütchen


Anmerkung von Lutz Blütchen vom 07.01.2002

Bezüglich der Sonderwünsche von Herrn Kraft in Form von preiswerten Nenngeldern und besserer Integration der Ostfahrer in den Deutschen Motorsport bleibt mir nur ein Kopfschütteln. Ich bedauere, derart unzulässige Äußerungen in der Öffentlichkeit sehr, da sie von Unkenntnis der tatsächlichen Situation und von fehlenden Zusammenhängen zeugen. Letztendlich verzerren sie das Bild vieler Jahre fruchtbringender Arbeit mit den Veranstaltern. Die ausgesprochen freundliche Aufnahme unserer Sportler nach der Wende bei der HRA, hier insbesondere durch Herrn Holtkamp gefördert, machte der Formel Easter viele Starts zu Sonderkonditionen erst möglich.

Nach und nach mussten selbstverständlich auch die Fahrer aus dem Osten die üblichen Nenngelder bezahlen. Wer 12 Jahre nach der Wende immer noch nicht begriffen hat, dass der Motorsport teuer ist, der sollte zumindest wissen, dass dies keine Frage der Veranstalter sondern der Streckeneigner ist. Hier sind die Aktivitäten der Verbände beim DMSB erforderlich, damit der Amateursport bezahlbar bleibt. Die ehrenamtlichen Veranstalterclubs werden in diesen Fragen nur das Opfer verfehlter Preispolitik.

Insofern haben auch die Fahrer aus dem Osten immer ihr Nenngeld korrekt bezahlt und da sollte es auch für erst jetzt ausgeschlafene Akteure keine Ausnahme geben. Als ehemaliger Präsident des Sportfahrerverbandes und Promotor der Formel Easter möchte ich mich ausdrücklich für die faire und freundschaftliche Zusammenarbeit mit den "Westdeutschen" Veranstaltern (vor allem auch beim Porsche Club Deutschland !!!) bedanken.


 

Der Kommentar liegt uns im Original vor.

Der Kommentar von Wolfgang Wöhner zur Sendung im VOX

Der Wahrheit die Ehre oder die Wirrungen eines Herrn Stromhardt Kraft zur Formel Easter und ihrer Historie

Mit großer Freude habe ich als ehemaliger Aktiver des Ost-Formel-Rennsports die Presseankündigung von DPA über die Film-Hommage an die "Schumis aus der DDR" gelesen.

Was dann jedoch am 23.12.2001 um 17.00 Uhr über den Sender VOX in unsere Wohnzimmer flimmerte, war ein derartiges Zerrbild des tatsächlichen Geschehens, wie es Karl Eduard von Schnitzler in seiner Sendung "Der schwarze Kanal" nicht schlimmer hätte darstellen können. Für mich unverständlich, dass 400.000 Zuschauer in Schleiz drei Tage lang ihre Helden und Fahreridole feierten, wo es lt. VOX doch eigentlich nur Hartmut Thaßler und Heinz Siegert gab? Ein Sportfreund Stromhardt Kraft war in dieser Szene bis 1988 weder als Aktiver noch als Techniker bekannt, ihn gab es dort gar nicht!

Wo sind Bilder, Szenen, Fotos der damaligen Aktiven wie Ulli Melkus, Bernd Kasper, Heiner Lindner, Helga Heinrich, Manfred Günther, Wolfgang Günther, Frieder Kramer, Jürgen Meißner, Hans-Joachim Vogel, Gerhard Friedrich und viele Andere geblieben? Sind Sie alle gestorben, begraben unter dem Mantel der VOX-Geschichte?

Wo waren die begnadeten Techniker wie Wolfgang Küther, Peter Spieß und die vielen fähigen Köpfe, die dieser, seiner Zeit weit überlegenen Konstruktion "MT 77" erst zum Erfolg verholfen haben?

Wo waren die Rennleiter, die das "Schleizer Dreieck" zur besten Rennstrecke im damaligen Ostblock ausbauten? Kein Wort von Gerhard Elschner mit seinen Mannen, die das Rennen in Schleiz zu einem einmaligen jährlichen Volksfest werden ließen.

Heute, 12 Jahre nach der Wende, kämpft diese unvergleichliche und letzte Natur-Rennstrecke Europas ums nackte überleben! Funktionäre wie Albert Gärtner in die Nähe von Stasi- Verbindungsleuten zu bringen, wäre das gleiche, wie den grünen Joschka Fischer in die braune Ecke zu stellen.

Nein, so war der DDR-Rennsport nicht. Die Szene hat nur gelebt von besessenen Idealisten und Kameradschaft. Der Sport hat vielen Funktionären in höchster Ebene zum Trotz, auch in der Mangelwirtschaft, aufgrund seiner Einmaligkeit existiert. Wohl eher in die Kategorie der "Volksmärchen der Gebrüder Grimm" einzuordnen ist die im Film getroffene Aussage, der "MT 77" wäre in England im Jahre 1981 bei Tyrell "optimiert" worden und Herr Jochen Maas hätte dieses Auto getestet und die Konstruktionspläne mit nach England genommen.

Aus dieser Darstellung ergeben sich für mich zwei Kernfragen:

  1. Wer von uns hätte sich getraut, Konstruktionspläne aus der DDR hinaus zu schaffen? Die Folgen für denjenigen wären unübersehbar gewesen!
  2. Wer hätte das bezahlen sollen?

Tatsache aber ist, dass der "MT 77" von Anfang an ein voller Erfolg war.

Heiner Lindner gewann mit dieser Neukonstruktion das Regen-Rennen am Sachsenring 1977 vor keinen Geringeren als Karel Jilek und Albin Patleich aus der CSSR auf MTX. Auch hat es bis heute nur eine Rahmenlehre gegeben. Weder Motor noch Getriebe sind versetzt worden.

Herr Maas hat in Most 1981 nur im "MT 77" gesessen. ist aber keinen Meter gefahren! Diese Sitzprobe waren der Zeitschrift "Rallye-Racing" ein Foto und ein paar Zeilen wert. "Maas im Melkus" hieß die Schlagzeile im Septemberheft 1981. Die Wahrheit ist, dass Frieder Kramer, damals Konstrukteur bei Sachsenring Zwickau, in Nachtarbeit am Großrechner das Fahrwerk konstruiert hat. Die Programme sind heute noch vorhanden.

Absicht oder Zufall? Es passt halt gut in das Bild von uns "Unfähigen" aus dem Osten und lässt sich gut vermarkten. Aber es bleibt dennoch ein Märchen, wie so manch anderes über uns.

Vergessen wurden auch die uns gewährten Vergünstigungen, wie kostenlose Unfallversicherung, Lohnfortzahlung bei Unfällen, Krankenhausbehandlung, bezahlte Freistellungen von der Arbeit zur Teilnahme an Rennveranstaltungen und vieles, vieles mehr. Meinen Arbeitsplatz habe ich jedenfalls nicht verloren - trotz achtmonatigem Klinikaufenthalt nach einem schweren Renn-Unfall 1977 am Sachsenring zum Großen Preis der DDR. Existenzängste mussten wir als DDR-Sportler nicht haben. Nein - Motorsport unter Hammer und Zirkel war anders. Das von VOX gezeichnete Bild ist nicht mal ein Mosaikstein dieser Zeit gewesen. Bedauerlich für den immensen Zeitaufwand und das viele Geld, das dieser Film gekostet hat.

Aber vielleicht findet sich ein Sender, der von diesem, in seiner Zeit einmaligen Rennsport ein reelles, umfassendes Bild zeichnet und Zeitgeschichte so aufarbeitet, wie sie wirklich war.

Dies wünscht sich im Namen vieler Sportfreunde und Zuschauer

Wolfgang Wöhner
Mitglied der DDR-National- und Pokalmannschaft Formel Easter von 1981-1985 Startnummer 86


Der Kommentar liegt uns im Original vor.

Der Kommentar von Olaf Klabunde zur Sendung im VOX

Hallo Herr Meißner, ich finde es super, dass Sie dieses Thema aufgegriffen haben.

Ich habe diesen Fernsehbeitrag durch Zufall beim "zappen" entdeckt. Für jemanden wie mich, der Informationen über die Formel Easter aufsaugt wie ein Schwamm war der Beitrag auf den ersten Blick interessant. Damit meine ich insbesondere, dass man die Rennwagen mal wiedergesehen hat und den für sie einmaligen Sound hören konnte. Darüber hinaus war es interessant zu erfahren, dass die Fahrzeuge immer noch auf der Rennstrecke zu sehen sind.

Auf den zweiten Blick jedoch war die Sendung für meinen Geschmack fachlich sehr flach! Gut, ich kann die Aktivitäten der HRA in Bezug auf die Formel Easter nicht beurteilen, aber für meinen Geschmack waren die Kommentare sehr einseitig - der böse Westen gegen den armen Osten. Herr Wöhner bringt es in seinen Ausführungen auf den Punkt, ebenso Herr Blütchen.

Das man in dem Beitrag Herrn Siegert als den Schumi des Ostens bezeichnet hat, war für mich persönlich die reinste Provokation! Ein Blick in die Meisterschaftsliste beweist wohl eher das Gegenteil!!!

Den Beitrag kann man in Summe betrachtet als nicht objektiv ansehen. Unter welchen Bedingungen die Fahrzeuge aufgebaut und gewartet wurden, unter welchen Bedingungen die Rennen organisiert wurden (insbesondere Herrn Elschner hätte hier erwähnt werden müssen - aber nachzulesen in der Jubiläumsbroschüre des Schleizer Dreieck) und welche Sportfreunde in der heutigen Zeit sich um die Erhaltung der Fahrzeuge kümmern, das hätte ich mir von diesem Beitrag erwartet. Das ausgerechnet Herr Maas den Formel Easter "weiterentwickelt" haben sollte, klang für mich sehr "außergewöhnlich" (also nicht glaubhaft). 

Als Fazit muss ich sagen, muss der Beitrag für all diejenigen ein Schlag ins Gesicht gewesen sein, die über Jahre hinweg die Entwicklung des Motorsports in der damaligen DDR vorangetrieben haben und unter viel persönlichem Einsatz diesen Motorsport erst ermöglicht haben! Ein Außenstehender kann sicherlich nur ansatzweise erahnen, was dahinter gestanden hat.

Dafür möchte ich an dieser Stelle all denjenigen meinen persönlichen Dank und meine Hochachtung aussprechen!

Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Fahrzeuge noch sehr lange erhalten bleiben und auf vielen Rennstrecken nach wie vor zu sehen sind. Man muss realistisch bleiben, die Fahrzeuge sind nun mal mittlerweile historische Rennfahrzeuge. Daher wünsche ich mir, dass das Wissen um diese Fahrzeuge weitergeben wird, damit ihr Einsatz auch für die Zukunft gesichert ist. 

Ein nicht unbedeutender Beitrag dazu ist Ihre Homepage. Vielleicht sollten Sie auch mit Ihren Motorsportfreunden beim MDR eine objektive Sendung anregen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass in den Archiven des MDR genügend Material dafür vorhanden ist. Ich bin darauf gespannt.

Mit freundlichen Grüßen
Olaf Klabunde
Olaf.Klabunde@bku.db.de  


Der Kommentar liegt uns im Original vor.