Gedrucktes in Wort und Bild


Der Journalismus hat für uns ostdeutschen Rennfahrer nach der Wende eine andere Bedeutung erlangt. Während zu DDR-Zeiten die Artikel zensiert wurden und nichts an die Öffentlichkeit gelangen durfte, was nicht dem sozialistischen Idealbild entsprach, werden in der Marktwirtschaft die Dinge so exponiert, dass sie viel zu interessant wirken, um nicht zur Kenntnis genommen zu werden.

Zum einen braucht der DDR-Rennsport eine Plattform, um zur Kenntnis zu gelangen, zum anderen muss sauber darüber berichtet werden. Diesen Spagat hinzubekommen, ist für heutige Journalisten nicht leicht, denn sie verdienen nur durch hohes Interesse. Die Bescheidenheit vieler Rennsportler führt in der Marktwirtschaft nicht selten zur Geringschätzung. Dem gilt es energisch und selbstbewusst zu widersprechen.

Die folgenden Episoden sollen darüber berichten, und wo es angebracht ist, werden Insider schmunzeln...


Zeitung "Illustrieter Motorsport" zum Sachsenringrennen 1983

1983 - Auf dem Sachsenring begann die Rennsaison des Jahres. Hier sicherten sich die Rennfahrer erste Punkte für den begehrten Titel des DDR-Meisters oder DDR-Besten.

Trabant:
- Klaus Schumann siegte vor Ralf Unbehauen

Tourenwagen:
- Hans-Dieter Kessler vor Klaus-Peter Schachtschneider

Rennwagen LK I:
- Ulli Melkus mit neuem Streckenrekord vor Bernd Kasper
- Jürgen Meißner mit beachtlichem Einstig in die LK I
- Heiner Lindner und Manfred Günther kollidierten am Queckenberg und gerieten mit Tätlichkeiten fast aneinander

Die politische Ausrichtung des Motorsports - DDR 1986

Wie in dieser Homepage an vielen Stellen erläutert wird, war der Motorsport geduldet, weil er nach dem Fußball die zweitgrößte Zuschauerzahl gebunden hat. Das konnte selbst der DDR-Staat nicht ignorieren.

Motorsport war ein politisches Ventil, das dazu diente, dass den DDR-Bürgen immer einmal etwas gegönnt wurde. Und am Ende waren die Leistungen, die auf Privatinitiative zurückführten, ein Vorbild dafür, was man ohne den kapitalistischen, verfaulenden *) und gefürchteten Westen erreichen kann, wenn man nur will und die Vorzüge der sozialistischen Gesellschaft schätzt.

*) "verfaulend" ist ein Begriff von Lenin aus der II. Internationale

Meißner fürchtet um sein Leben (BILD)
Dresdner BILD-Zeitung vom 19.09.2005

Ich, Jürgen Meißner, habe das erste und letzte Mal ein journalistisches Material vor seiner Veröffentlichung nicht begutachtet. Nach diesem Artikel allerdings ist es eine Pflichtaufgabe geworden. Schaden macht klug.

Richtig ist, dass zu viele meiner Rennfahrerkollegen zu jung und unter nicht normalen Umständen gestorben sind. Das wirft Fragen auf und man wird nachdenklich, schätzt das Leben plötzlich mehr.

Sachlich ist:

  • Meißner war nicht mehrfacher DDR-Meister sondern DDR-Bester
  • Meißner ist nicht der letzte Überlebende, es leben noch genügend Rennfahrer - Gott sei Dank!
  • Meißner fürchtet nicht um sein Leben, er weiß, wenn die Zeit ran ist, dann wird auch er seinen Sportfreunden folgen - das ist unser menschliches Schicksal.
Tötete die Stasi Melkus noch nach der Wende? (BILD)
Dresdner BILD-Zeitung vom 03.05.2005

Spekulationen über den Tod von Ulli Melkus gab es schon kurz nach seinem Ableben. Es ist auch schwer zu verstehen, dass der beste Rennfahrer im normalen Straßenverkehr verunfallt und stirbt. Ein Reifenplatzer aufgrund alter Reifen an seinem MG-Cabrio und der fehlende Unterfahrschutz eines LKW sind Tatsachen und in aller Munde, aber man will es nicht wahr haben.

Über das Ergebnis der familiären Recherchen dürfen wir gespannt sein.