Stunts für Dreharbeiten bei der DEFA


Günter Schubert † -Schauspieler - Hauptdarsteller der Sendereihe "Verkehrskompass"

Autor: Jürgen Meißner

Für bestimmte Filmproduktionen suchte die DEFA (Deutsche Film AG) Stuntmänner, die mit ihren Fahrzeugen spezielle Manöver vollzogen, die Action versprachen, aber was noch viel wichtiger war, dass die Fahrzeuge heil blieben.

So kamen die Filmemacher immer wieder auf den DDR-besten Rennpiloten, Ulli Melkus zu, der diese Stunts liefern konnte. Da Ulli aber nicht immer Zeit hatte oder manchmal zwei Fahrer gesucht wurden, kamen Bernd Kasper und ich als würdige Vertreter in Frage.

Diese Aufträge waren absolut lukrativ. Wir Fahrer, die in einem Angestelltenverhältnis waren, bekamen ein Dokument, was eine unbedingte und bezahlte Freistellung von der Arbeit gemäß Landesverteidigungsordnung *) anordnete.

Weiterhin bekamen wir für einen Drehtag 500 Ost-Mark ausgezahlt, enthalten waren Arbeitszeit, Anreise und Benzin. Ausdrücklich nicht versichert waren die Fahrzeuge. Das war unser Risiko, was aber in den 500 Ost-Mark abgedeckt sein musste. Wer waren wir denn? Rennfahrer! Was kann uns schon bei solch einfachen Stunts passieren...?

Ich selbst habe für den Verkehrskompass, einer Verkehrserziehungssendung, in 4 Filmen mitgewirkt. Der "Verkehrssünder Meier" war der Schauspieler Günter Schubert † - ein Unikum, immer gut gelaunt und voller Schalk im Nacken. Dazu war er nicht abgehoben und ein toller Teamplayer. Wir haben ihn bis heute in bester Erinnerung.

Die folgenden Fotos entstanden bei 2 verschiedenen Dreharbeiten im Raum Altenberg bei Dresden.

*)Alle filmischen Dokumente für Fernsehen und Kinofilme unterstanden der Landesverteidigungsordnung (LVO) und hatten absolute Priorität in der Bereitstellung von Menschen und Material. Damit wird auch sichtbar, welch äußerst hohe Priorität die Medien in der politischen Propaganda für den Sozialismus nach innen und außen hatte.


Die Außenkamera wird montiert, um den Schauspieler vorteilhaft darstellen zu können.
Die Kamera steht, es kann beginnen.
Klappe...


Die erste Szene soll das Schneiden einer Kurve darstellen.
Neue Einstellung. Die Räder im Schnee sollen die Gefahr bei Glätte darstellen.
Für die Fahrer ist das Warten am Schlimmsten, bei Kälte und Nässe. Rechts: Bernd Kasper

Zwischendurch spaßt Günter Schubert im Auto von Bernd Kasper. Das war Theater in der 1. Reihe.
Und wieder warten, bis die Techniker alles montiert haben. Im blauen Anorak: Jürgen Meißner
Günther Schubert zwischen echten Polizisten, die die Straße zu sperren hatten.

Und dann kam der Regisseur auf die Idee, durch das falsche Verhalten von "Meier" mein Auto in den Graben zu kippen.
Zwischdurch haben wir Fahrer auch unseren Spaß: Bernd Kasper tut so, als wäre ich ein Verkehrsünder und die Polizei bestraft mich (nicht wirklich).
Dann ist es soweit, der Polski-Fiat wird angekippt und mit einer Kiste gegen das Zurückfallen gesichert.

Die Szene steht. Nun gibt es Einweisungen für die Beteiligten.
Was soll dargestellt werden? Ich komme einen Berg herunter, "Meier" schneidet mir die Vorfahrt, und ich muss nach einer 180°-Drehung im Graben landen - Schnitt!
Die Szene muss einige Male wiederholt werden, das macht uns Fahrern echten Spaß.

Ende gut, alles gut!

Alle Szenen sind im Kasten und unsere Autos sind ganz geblieben. Die gesamte Mannschaft, inklusive der Verkehrspolizei, war ein lockeres, tolles Team. Die 500 Ost-Mark waren gut verdientes Geld. Gerne wieder.