Rennwagen E1300/E1600


1989 Schleizer Dreieck -
Pokallauf der sozialistischen Länder Rennwagen - E1600

Wie zu erwarten, wurde das Training zum ersten Pokallauf der 1600er Division  von den sowjetischen Fahrern dominiert. Ihre Technik war schon ausgereifter, als die der DDR. Einige Fahrer erfreuten sich der technischen und finanziellen Unterstützung sowjetischer Großunternehmen, was die Flexibilität im Materialeinsatz und bei erforderlichen Tests erheblich erleichterte. Perestroika war auch im Motorsport bei den Rennfahrern der UdSSR deutlich zu merken.

In den tschechischen Rennteams fand man Unterstützung insbesondere durch die Skoda-Werke, die Interesse hatten, dass ihre Fahrer vordere Plätze erreichten. Natürlich auch unter dem Gesichtspunkt, dass Skoda-PKW bereits vor der Wende in den Westen exportiert wurden. Die DDR-Fahrer waren mangels staatlicher Beteiligung gezwungen, die Technik selbst zu entwickeln, und das unter kostenschonenden Gesichtspunkten. Kein Wunder also, dass die UdSSR regelrecht die Platzierungen „abräumten“, während Spitzenfahrer, wie Bernd Kasper und Ulli Melkus aus der DDR technisch bedingt ausfielen. Auch dadurch, dass die Bereifung freigestellt wurde, also auch auf Eigeninitiative aus dem „Westen“ bezogen werden musste, setzte das den DDR-Rennfahrern endgültig Grenzen.

Dieses technische Defizit für die Deutschen führte bei Bernd Kasper zu der Erkenntnis, dass durch Eigenfinanzierung dieser Sport in dieser neuen Dimension nicht mehr durchzuführen ist. Wenig später verkaufte er seine Technik und widmete sich beruflich der aufstrebenden Marktwirtschaft. Es ist aus heutiger Sicht, sehr schade! Dass derartig begnadete Fahrer mangels Devisen und fehlendem Interesse der Regierung aufgeben mussten ist wohl das Schlimmste, was einem Sportler passieren kann, noch dazu, weil deutsches Engineering unter fairen und gleichwertigen Bedingungen jahrelang  führend war.


1989 Schleizer Dreieck -
DDR-Meisterschaftslauf - E1600 LK I

Im Jahr 1989 begann auf dem Schleizer Dreieck die Ära der 1600er Lada-Motoren. Diese sollten die Rennen schneller, also attraktiver machen. Der Serien-Lada-Motor eignete sich jedoch äußerst schlecht für ein Tuning, da seine Konstitution nicht für den sportlichen Einsatz gedacht war. Er unterschied sich vom 1300er Lada-Motor insbesondere dadurch, dass der Zugewinn an cm³ durch Erhöhung des Hubs erzielt wurde - für einen Renneinsatz, wo Kurzhuber gefragt waren, denkbar schlecht. Dazu kam, dass dieser Motor mit einem Doppel-Weber-Vergaser gefahren werden durfte, der dem Motor zu viel Energie spendete, die dieser nicht immer verkraften konnte. Somit war die Standzeit der Motoren gering und risikobehaftetet. Der Ausgang des Rennens war somit ungewiss.

Die Herausforderung bestand für die Rennfahrer darin, dass der Doppel-Weber-Vergaser nur im Westen gegen D-Mark zu erhalten war. Dies war aber der Eigeninitiative der Rennfahrer überlassen. Soll heißen: Wer sich den Vergaser „kaufen/besorgen“ konnte, konnte das Rennen mitbestimmen, wer nicht, fuhr hinterher, weiter mit dem 1300er Lada-Motor. Ein Paradoxon des sozialistischen Rennsports. Ulli Melkus stellte seinen neuen Rennwagen vor, der vollkommen neu konstruiert wurde (siehe Titelbild). Das Auto wurde zwar vorher getestet, jedoch war nicht zu erwarten, dass es im Training vordere Plätze belegen wird. Dazu sind mehrere Rennen notwendig, und dies war der erste "scharfe Einsatz".


1989 Sachsenring -
DDR Meisterschaftslauf Rennwagen - E1300 LK I

1989 wurden die Rennwagen in 2 Divisionen gefahren, die bisherige E1300 (Rennwagen bis 1300 cm³) und die neue Formel E 1600 (Rennwagen bis 1600 cm³). Die E1600 wurde auf Initiative, besser auf Druck der UdSSR und der CSSR eingeführt, da die bisherigen Rennwagen, gemessen am internationalen Stand, zu wenig Leistung und Geschwindigkeiten hatten. Allerdings zeigte es sich, dass der 1600er Lada-Motor für ein Tuning, noch dazu mit den inzwischen zugelassenen Doppel-Weber-Vergasern ungeeignet war. So hatte er z.B. einen viel zu großen Hub (hohe bewegte Massen) und fiel damit nicht selten, aufgrund von Pleuel-Abrissen, Überhitzung u.a. aus. Der Einsatz eines anderen Motors war nicht erlaubt, denn die Motoren mussten zu diesem Zeitpunkt noch aus Fahrzeugen der Produktion sozialistischer Länder stammen.

Da auf dem Schleizer Dreieck, welches nach dem Sachsenring gefahren wurde, das erste Mal der E1600er Motor eingesetzt werden sollte, verzichteten viele namhafte Rennfahrer, wie z.B. Ulli Melkus auf das Rennen des Sachsenrings. Sie hatten genug Probleme, diesen neuen Motor fertig zu stellen. Dies war die Möglichkeit, dass Rennfahrer, die bisher nur im Mittelfeld fuhren, vordere Platzieren bekommen konnten.


1989 Schleizer Dreieck -
Rennwagen - E1300 LKII

Das DDR-Fernsehen übertrug so gut wie nie ein Rennen der Nachwuchsrennfahrer, die innerhalb der DDR-Bestenermittlung um den Titel „DDR-Bester“ kämpften. Das erfolgreiche Fahren in der LK II war die Voraussetzung, in die LK I aufgenommen zu werden. Die LK II unterschied sich im Wesentlichen von der „Königklasse" der LK I darin, dass die zweite Vergaserstufe nicht geöffnet werden durfte. Das machte die Autos ein wenig langsamer und diente dem Nachwuchs dazu, sich stufenweise auf schnelle Rennen  einstellen zu können. Die DDR-Besten, meist auch weitere Platzierungen, konnten dann je nach Bedarf in die LK I aufsteigen. Es gab auch die Ausnahme, dass Rennfahrer, die in der LK I immer auf den letzten Plätzen fuhren, zur LK II abgestuft werden konnten, oder sie ließen sich freiwillig zurückstufen.


1988 Schleizer Dreieck -
Pokallauf der sozialistischen Länder - E1300

1988 fand für die Rennwagenklasse E1300 auf dem Schleizer Dreieck wieder der "Pokallauf der sozialistischen Länder für Frieden und Freundschaft" (so der offizielle Titel) statt. Teilnehmerländer waren die DDR, UdSSR, CSSR, Polen und Ungarn. Die sowjetischen Fahrer waren in diesem Jahr sehr stark, und so gewann folgerichtig Viktor Kasankow aus der UdSSR.


1988 Schleizer Dreieck -
DDR-Meisterschaftslauf Formelrennwagen - E1300 LK I

Das Schleizer Dreieck ist die schönste Naturrennstrecke Europas. Durch die Großzügigkeit der Rennstrecke sowie Nebenanlagen eignete sie sich insbesondere für die internationalen Rennen um den "Pokal für Frieden und Freundschaft" - heute vergleichbar mit der Formel1-Weltmeisterschaft.

In Schleiz wurden die jährlichen Frühjahrstrainings Anfang Mai, sowie die DDR-Meisterschaften und die Pokalrennen der sozialistischen Länder in allen Klassen (Motorräder, Touren- und Rennwagen) Anfang August ausgetragen.


1987 Schleizer Dreieck -
Pokalläufe Tourenwagen bis 1300 cm³ und Rennwagen - E1300

1987 fanden für Tourenwagen und Rennwagen sowohl DDR-Meisterschaftsläufe als auch Pokalrennen der sozialistischen Länder statt. Die Pokalrennen, mit Teilnehmern aus der DDR, UdSSR, CSSR, Polen, Ungarn und Rumänien, waren 1987 mit technischen Neuheiten bestückt.

So versuchte der erste Samara, eingesetzt von den sowjetischen Rennfahrern, sein Glück...


1987 Brno/Motodrom -
Internationales Rennen der Rennwagen - E1300

1987 wurde in Brno das erste Motodrom errichtet, in dem Weltmeisterschaftsläufe, insbesondere die der Motorräder durchgeführt werden konnten.

Das Motodrom erfüllte alle dafür erforderlichen sicherheitstechnischen Anforderungen. Das große Ziel war es aber auch, die Formel 1 in den Ostblock zu holen. Und die Tschechen wollten die ersten sein, denen das gelang. Heute weiß man, dass die Ungarn schneller waren.


1986 Brno/CSSR -
Internationales Rennen Formelrennwagen - E1300

1986 fanden die letzten Rennen auf der alten Rennstrecke in Brno (heute Brünn) in der CSSR (heute Tschechische Republik) statt. Die Strecke war 10,920 km lang und hatte wenige richtige Herausforderungen. Ihr Verlauf war geprägt von langen Geraden, entlang von Feldern, durch einen kleinen Ort, einer Serpentinenfahrt (Varina-Kurven) und einer schnellen Abfahrt mit endender Rechtskurve zu Start und Ziel. Sie galt als schnelle Rennstrecke.

1987 eröffnete Brno dann das erste richte Motodrom im Osten mit dem Ziel, auch westliche Meisterschaften durchführen zu können (z. B. EM der Tourenwagen).


1986 Sachsenring -
DDR-Meisterschaftslauf LK I - Formelrennwagen - E1300

Es wurden pro Jahr 3 Meisterschaftsläufe auf den Rundstrecken der DDR gefahren: Sachsenring, Schleizer Dreieck und Frohburg. Für die Wertung der Meisterschaftsläufe kamen noch ca. 5 Bergrennen hinzu.


1986 Schleizer Dreieck -
DDR-Meisterschaftslauf Formelrennwagen - E1300 LK I

Dieses Video ist dem besten Rennfahrer aller Zeiten im Ostblock - Ulli Melkus - gewidmet, der am 18.06.2015 seinen 25. Todestag hatte. Ein Interview mit ihm gibt es am Ende des Videos.

Im Video festgehalten ist einer der drei Rundstrecken-Meisterschaftsläufe für Rennwagen der Kategorie E1300 (auch B8 genannt) auf der Naturrennstrecke in Schleiz (Thüringen).

Sieger in diesem Rennen: Bernd Kasper, der am 10.11.1994 in der Nähe von Dresden bei einem Autounfall tödlich verunglückte.


1986 Schleizer Dreieck -
Pokallauf der sozialistischen Länder - Formelrennwagen - E1300

1986 - Pokallauf der "Sozialistischen Länder für Frieden und Freundschaft" (offizielle Bezeichnung der internationalen Rennserie für die Ostblockländer) auf der Naturrennstrecke in Schleiz. Es starteten Rennwagen der Formel E1300 (auch B8 genannt - Rennwagen bis 1300 cm³) aus der DDR, UdSSR, CSSR, Ungarn, Polen und Rumänien. Der Pokallauf war das Pendant zur Formel 1 des Westens. Allerdings kamen zu den Pokalläufen in der DDR an einem Wochenende bis zu 300.000 Zuschauer, teilweise darüber!