Vorwort


Text: Manfred Glöckner

Meine Liebe zum Motorsport entdeckte ich schon als Kind, wo ich kaum eine Motorsportveranstaltung, wie zum Beispiel WM-Läufe auf den Sachsenring, gleich bei mir um die Ecke, als Zuschauer ausgelassen habe. Ganz besonders beeindruckten mich schon damals die Läufe der Automobile.

Natürlich wollte ich nicht nur an der Strecke als Zuschauer stehen, nein, ich musste unbedingt ins Fahrerlager. Das ist damals natürlich so gut wie unmöglich gewesen. Aber irgendwie hatte es doch manchmal geklappt. Welch herrliche Atmosphäre - die ganzen Größen, wie Agostini, Hailwood, Braun, Ivy, Read, Rosner, Melkus, Ahrens, Kotuliski, Findeisen, Rädlein, Thaßler und wie sie alle hießen, aus der Nähe mit ihren Rennmaschinen und Rennwagen zu sehen.

So ist es auch vorgekommen, dass ich bei dem unerlaubten Zugang zum Fahrerlager über den Zaun erwischt wurde und dies mit einer Anzeige wegen Hausfriedensbruch teuer bezahlen musste. Fahrerlagerkarten waren aussichtslos zu bekommen. Aber das habe ich aus heutiger Sicht gern in Kauf genommen.

Nun zum eigentlichen Beginn meiner sportlichen Laufbahn:

1976, also mit 27 Jahren, begann ich als "Schrauber" beim Sportfreund Joachim Angerer, Zwickau, Klasse B6 Sportwagen.

1977 begann ich Bergrennen mit einem Serientourenwagen, Wartburg 353, zu fahren. Um den Rennsport ausführen zu können war es damals Bedingung gewesen, sich zunächst mit Serienfahrzeugen bei Bergrennen oder dem Rallyesport zu qualifizieren. So wollte man die Unfallgefahr bei den Neueinsteigern verringern. Also tat ich es, denn ich wollte ja unbedingt Autorennen in einem Rennwagen fahren!

1978 begann ich mit einem Renntourenwagen Trabant 601 mit ca. 55 - 60 PS ebenfalls erst einmal fünf Bergrennen zu fahren, um danach für die Rennstrecke zugelassen zu werden. Diese fünf Veranstaltungen  hatte ich schnell hinter mich gebracht. Die Platzierungen waren 2. - 5. Plätze, wonach ich im gleichen Jahr auf die Rundstrecke durfte. Auf dem Sachsenring erreichte ich einen 11. Platz, das Ergebnis von Schleiz weiß ich nicht mehr und in Frohburg erreichte ich einen Mittelfeldplatz von 28 Fahrzeugen.

Ende der Rennsaison 1978 gab Sportfreund Angerer seinen Straßenrennsport auf und begann Motorbootrennen zu fahren, woraufhin ich den ihm gehörenden Spyder, an dem ich bisher schraubte, kaufte.

1979 fuhr ich den besagten Spyder-Wartburg in der Sportwagenklasse B6, den übrigens Ulli Melkus gebaut hatte und diesen dann an Angerer verkaufte. Von diesem Jahr an war die Klasse B6-Sportwagen nur noch als Bergrennen und Bestenermittlung ausgeschrieben worden. Dort erreichte ich am Jahresende in der Bestenermittlung einen zweiten Platz.

1980 erreichte ich ebenfalls zum Saisonende einen 2. Platz. Diese Klasse B6 sollte eigentlich die neu gegründete Rennwagenklasse E 600, Trabant ersetzen , welche sich aber nach kurzer Zeit auflöste.



1982 begann ich nun mit den eigentlichen Traum in einem richtigen Rennwagen zu sitzen, um Rennen zu fahren. Das erste Auto war das von Roland Prüfer, ehemals Frieder Kramer. Mit diesem Auto kam ich gut in der LK II zurecht und konnte vordere Plätze erzielen.

1984 war dann nach erfolgreichem Fahren in der LK II der Aufstieg in die Leistungsklasse I fällig, der "Formel 1 des Ostens". Mein Traum wurde Wahrheit, und zwar mit einem MT 77. In dieser Klasse konnte ich Platzierungen  in der DDR Meisterschaft  vom fünften bis zum siebenten Platz erreichen. Mehr war aus finanziellen und technischen Gründen nicht möglich gewesen. 1987 wurde ich dann als Nationalkader der DDR berufen. Das bedeutete Starts gegen die Nationalmannschaften der sozialistischen Länder. Hier war es natürlich besonders schwierig unter den ersten zehn Platzierten ins Ziel zu kommen. Hier durften bei Pokalläufen der sozialistischen Länder bereits die 1600 cm³-Motoren an den Start gehen. Ich mit meinen nur 1300 cm³ hatte, finanziell bedingt, nicht so gute Karten.

1988/1989 hatten dann die sowjetischen Fahrer die neu entwickelten Estonia 25 mit den 1600er Motoren und 5-Ganggetrieben im Einsatz, wo selbst der DDR-MT 77 mit einem 1600 cm³-Motor unterlegen gewesen ist. Aus diesem Grund baute dann Ulli Melkus den neuen ML 89, welcher heute noch mit den Estonias bei den Rennen der Sportvereinigung HAIGO auf vorderen Plätzen fährt.

1990/1991, also zur Wendezeit, wurde es dann mit dem Motorsport verhältnismäßig ruhig im Osten. Die herrlichen MT 77, wie auch weitere "Ost"-Fahrzeuge wollte keiner mehr...

In den 90er Jahren gründete der Exrennfahrer, Lutz Blütchen, die Formel Euro, wo einige MT 77 und ausgediente Formel III- Rennwagen an den Start gingen. Diese Klasse hatte aber nicht lange Bestand.

1994 stieg ich dann wieder mit dem MT 77 in die Rennszene beim VFV ( Veteranen Fahrzeugverband) ein, dieses Mal aber mit dem 1600er Triebwerk des Lada und einem 5-Gang-Getriebe. Hier werden aber nur Gleichmäßigkeitsläufe und nicht die Schnelligkeit auf Berg- und Rennstrecken gewertet .

Seit Ende der 90er Jahre nehme ich weiterhin, wie bisher, bei ADAC-Classic-Läufen teil.

In den Jahren 2012 - 2015 fuhr ich als Doppelstarter zu Gleichmäßigkeits- und Präsentationsläufen meinen MT 77 und ebenfalls in der Tourenwagenklasse als  Leihgabe den ehemaligen Zastava Peter Mücke.

2016 werde ich, wie gewohnt, meinen MT 77 fahren, der allerdings schon mehrfaches Interesse eines Museums geweckt hat. Wir werden sehen!