Verschollen in Namibia


Liebe Rennsportfreunde,

es gibt unter uns ehemaligen Rennfahrern des Ostens ein fragwürdiges Schicksal:

Zunächst ein Rennunfall mit Manfred Günther, der hart an der Grenze einer dauernden gesundheitlichen Schädigung vorbeiging - "Noch einmal Glück gehabt!" heißt es dann. Plötzlich verschwindet aber im "normalen Alltag" derselbe Mensch und löst sich scheinbar in Luft auf. Die Reaktion derer, die um die jahrelangen Gefahren des Rennsports wissen, bezeichnen dies als absolutes Unding.

Dennoch ist diese Dublette leider zu wahr, denn die Medien berichteten in Schlagzeilen:

"Manfred Günther in Namibia bei Safari verschollen".

Eine deutsche Homepage der Tageszeitung "Allgemeine Zeitung" in Namibia, AZonline, berichtete erstmals und später über den jeweils aktuellen Stand der Dinge.

Der Rennfahrer und Freund von Manfred Günther, Jürgen Meißner, greift diese Begebenheit auf, um die Aktivitäten zu dokumentieren.


Die Chronik der damaligen Ereignisse:

13.09.2005
AZonline: Auf der Homepage einer deutschsprachigen Homepage in Namibia erscheint erstmalig ein Artikel mit der Überschrift: "Großeinsatz am Fischfluss-Canyon - Deutscher Tourist seit Freitag vermisst - Suche mit Hubschrauber und Soldaten." 
Ohne Wasser stieg ein Tourist am Freitagmorgen zum Fuß des Fischfluss-Canyon hinunter. Oben wartete seine Frau vergeblich auf seine Rückkehr. Seit drei Tagen...
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13.09.2005
AZonline - Aktuelle Presseschau
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Namibia liegt fast am südlichsten Ende Afrikas

14.09.2005
AZonline - "Suche im Canyon weiter erfolglos."
Windhoek - Total erschöpft nach tagelanger Suche und mehreren Ab- und Aufstiegen in den Fischfluss-Canyon, legte die Suchmannschaft gestern Mittag eine Pause ein. Zu diesem Zeitpunkt war der seit vergangenem Freitag vermisste deutsche Tourist immer noch nicht gefunden. Auch der Hubschrauber ...
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15.09.2005
AZonline - "Nochmals Suche beim Aussichtspunkt. Von Morgen an wird der Fischfluss-Canyon bis April geschlossen sein."
Der Naturschutzbeamte Patrick Lane ist verzweifelt, will jedoch nicht aufgeben. Wieder wurde das Gelände am Fischfluss-Canyon unterhalb des Hikerspoint zu Fuß nach dem vermissten Deutschen abgesucht. Die NDF-Soldaten zogen ab, aber die Polizei stellte weitere Männer.

Hobas/Windhoek - Naturschutzbeamte, Angestellte der Canyon Lodge und Polizisten haben sich gestern bei der Suche nach einem deutschen Touristen erneut auf die Umgebung des Aussichtspunktes beim zweitgrößten Canyon der Welt konzentriert. Hier war am vergangenen Freitag ein 63-jähriger ...
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16.09.2005
AZonline - "Vermisster war bekannter Rennfahrer. Suchmannschaften beim Fischfluss-Canyon weiterhin erfolglos."

Manfred Günther, der Mann, der seit vergangenen Freitag beim Fischfluss-Canyon vermisst wird, war in der ehemaligen DDR ein sehr bekannter Rennfahrer ...
Am gleichen Tag veröffentlichen die Bild-Zeitung und die Morgenpost in Dresden einen Artikel über das fragwürdige Verschwinden des ehemaligen Rennfahrers Manfred Günther

17.09.2005
Jürgen Meißner setzt sich per E-Mail mit der Redaktion von AZonline in Namibia in Verbindung.

18.09.2005
Der Chefredakteur der AZonline meldet sich per E-Mail an Jürgen Meißner mit der Nachricht:
... Bis jetzt haben wir keine weiteren Informationen über den Verbleib von Herrn Günther. Der Ausgang ist also noch völlig offen, wobei alle Umstände nicht gerade positiv und erfreulich sind.
Herzliche Grüße in die Heimat (meine Wiege steht in Cottbus)
Stefan Fischer

20.09.2005
AZonline - "Suche nach Tourist abgebrochen. Polizei muss über weiteres Vorgehen entscheiden."
Einige Polizisten befinden sich noch bei der Canyon Lodge in der Nähe des Fischfluss-Canyons. Offiziell ist die Suche nach dem vermissten Touristen Manfred Günther abgebrochen worden. Die Polizei hat sich über ein weiteres Vorgehen bisher nicht geäußert ...



Foto: Sievers
Der Canyon am Unterlauf des Fisch-Flusses gehört zu den eindrucksvollsten Naturschönheiten im südlichen Teil Namibias. Mit seinen Höhenunterschieden Talsohle zu den Erhebungen von bis zu 550 Metern gilt der "Fish River Canyon" als der 2. größte der Welt

22.09.2005
AZonline - "Polizei überprüft Grenzposten."
Windhoek - Die Suche nach dem vermissten deutschen Touristen Manfred Günther ist laut Polizeisprecher James Matengu offiziell eingestellt worden. Im Augenblick überprüfe die Polizei der Karas-Region jedoch die Grenzposten, um fest zu stellen, ob der Vermisste nicht doch das Land verlassen habe, sagte Matengu ...

03.10.2005
Trotz unserer Recherchen gibt es keine neuen Erkenntnisse - nur die Spekulationen nehmen zu: Tod - Kidnapping - Aussteiger? Warum das alles, bleibt im Moment verworren, und jede Spekulation hat etwas für sich, aber auch einen Teil von Ungereimtheit, so man Manfred Günther kennt.

04.10.2005
Leider sind in den letzten Tagen keine Informationen mehr zu bekommen. Jürgen Meißner hat sich heute wiederholt mit der Redaktion von AZonline per Mail in Verbindung gesetzt, um den aktuellen Stand zu erfragen. Wir warten auf eine Nachricht ...

09.10.2005
Auf die von Jürgen Meißner gesendete Mail nach Namibia gibt es nach wie vor keine Reaktion. Die Familie von Manfred Günther hält sich verständlicherweise bedeckt - diese notwendige Distanz haben wir natürlich zu achten, auch unter Freunden. Es ist kein wahrer Trost, wenn sich jetzt alle möglichen Leute und besonders "so genannte Freunde" bei der Ehefrau von Manfred und seinen Söhnen in Erinnerung bringen, um die neuesten Sensationen zu erfahren.



Foto:  Far & WildSafaris
Da der Fish River in der Nähe von Mariental angestaut wird, führt er meist nur geringe Wassermengen mit sich. Im Winter, also während der trockenen Jahreszeit, sieht man kaum Wasser, nur vereinzelte Tümpel.

11.10.2005, 20:25 Uhr
Jürgen Meißner sendet erneut eine E-Mail an den Chefredakteur der Zeitung AZonline in Namibia mit dem nachfolgenden Text:

Guten Tag Herr Fischer,

vor über einer Woche hatte ich Herrn Heinrich eine Mail gesendet, die das Verschwinden von Manfred Günther zum Thema hatte. Leider habe ich von Herrn Heinrich noch keine Nachricht bekommen, sicher ist er im Moment verhindert.

Ich hatte zwei Themen angesprochen. Zuerst erbat ich die Genehmigung, auf meiner Homepage, www.ddr-formel1.de, Ihre jeweiligen Artikel in Wort und Bild veröffentlichen zu dürfen. Diese Artikel waren sehr objektiv geschrieben und informieren unsere Sportfreunde ohne Spekulationswert. Dafür möchten wir uns bei dieser Gelegenheit sehr herzlich bedanken.

Weiterhin wollten wir gern einmal die persönliche Meinung von Herrn Heinrich oder Ihre zu dieser Thematik erfahren. Wir Rennfahrer sind jahrelang im sportlichen Wettkampf gegeneinander angetreten und haben dabei auch dem Tod immer wieder ins Auge gesehen. Wir lassen uns also von Schwierigkeiten nicht besonders beeindrucken: "Geht nicht, gibt's nicht!" war immer unser Überlebensmotto. Wenn also Manfred bei dieser Temperatur in einen Canyon steigt, ist das sicher für den normalen Menschen Irrsinn, nicht aber für einen Rennfahrer. Und einen Weg nicht wieder zurück zu gehen und das Ziel nicht zu schaffen, gibt's nicht!

Da ich Manfred Günther seit 1980 als Freund und Gegner auf den Rennstrecken bestens kenne, scheint mir der Ausgang sehr inplausibel: "Verschollen" passt nicht zu uns. Natürlich gibt es eine offizielle Meinung, aber wie würden Menschen die Lage beurteilen, die die lokalen Gegebenheiten in Namibia kennen, die Mentalität der Polizei und die politische Lage des jeweiligen Tages? Seit dem Verschwinden von Manfred habe ich jeden Tag Ihre Homepage besucht und studiert. Meine Meinung ist, in diesem Land ist jede Menge los und dass jemand verschwindet, ist vielleicht nichts Ungewöhnliches. Jedoch sind hier in Deutschland 100tausende Menschen, die damit nicht fertig werden und einen möglichen Tod unseres Freundes nicht einfach hinnehmen wollen. Er war ein Idol, ein Kämpfer und dazu ein Mensch, von dessen Schlag es leider nicht mehr allzu viele gibt.

Sehr geehrter Herr Fischer,

als Chefredakteur vor Ort bitte ich Sie sehr herzlich, geben Sie oder Herr Heinrich uns ein Feedback, auch gepaart mit einer persönlichen Meinung. Teilen Sie uns doch bitte mit, ob es Sinn macht, uns wartend auf das Wunder einzustellen oder zumindest virtuell einen Strich unter das "Verschwinden" zu machen. Helfen Sie uns bitte, ein Gefühl für die Lage zu bekommen.

In meiner HP steht Ihnen dazu jeder gewünschte Platz zur Verfügung. überzeugen Sie sich bitte, dass es uns um Seriosität und eine objektive Berichterstattung geht.

Nun, ich hoffe, dass Sie mir antworten werden und hoffe auch, dass Herr Heinrich bei bester Gesundheit ist. Ihnen und Ihrem Team alles Gute und wünschen wir uns im Fall Günther ein gutes Finale.

Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Meißner



Foto: Sievers
Die Begehung des Canyons ist nur in den Wintermonaten Mai bis August aufgrund der enormen Hitze mit einer Genehmigung gestattet.

12.10.2005
Jürgen Meißner sendet einen ähnlich formulierten Brief an die Leserredaktion der AZonline und bittet wiederum um Informationen.

17.10.2005
Weder auf die Mail an den Chefredakteur von AZonline gibt es eine Reaktion, noch wurde der am 12.10.2005 verfasste Leserbrief von Jürgen Meißner in der Leserpost veröffentlicht.

13.11.2005
Heute ziehen wir ein Resümee:
Drei E-Mails an eine deutschsprachige Redaktion in Namibia, einmal an den Redakteur, dann an den Chefredakteur und zuletzt eine Leserzuschrift ergaben keine Reaktion aus Namibia. Weder der Redakteur noch der Chefredakteur haben auf ausführliche Mails geantwortet, noch wurde jemals die Leserzuschrift, die auch ein Hilferuf an die Bevölkerung war, auf der Homepage www.az.com.na veröffentlicht. Das lässt nun gewaltige Fragen offen, besonders die nach der Ignoranz gegenüber den Sorgen und dem Wunsch von Landsleuten, die sich das Verschwinden nicht erklären können.

Das alles kann kein Zufall sein!

Hier liegt die Mutmaßung nahe, dass die Verhältnisse in Namibia, insbesondere in der Gegend des Verschwindens von Manfred Günther derart chaotisch sind, dass man auf die gezielten Fragen nach den tatsächlichen Vorgängen vor Ort ungern Auskunft geben will. Wer den Inhalt der Homepage, so wie ich, wochenlang täglich verfolgt hat, kann sich der Beurteilung nicht entziehen, dass Gewalt und Tötungsdelikte nicht zur Seltenheit gehören. Vielleicht ist es den Verantwortlichen und der Presse vor Ort peinlich, sich den Maßstäben deutscher Aktionen auf das Verschwinden von Menschen zu stellen.

Es bleibt uns somit nur die Hoffnung, dass am Ende alles aufklärt wird, so oder so ...


BOTSCHAFT

Manfred,

wir sind in Gedanken immer bei Dir und hoffen, dass es Dir gut geht. Auf eine gesunde Heimkehr!
"Geht nicht, gibt's nicht!"

Jürgen Meißner & Wolfgang Wöhner und alle Sportfreunde