Organisatorische Dokumente rund um den Rennsport


Die Nationale Lizenz für den Automobilerennsport ist begehrt bei Motorsportanwärtern. Immerhin waren bis dahin einige Hürden zu nehmen. Als erstes musste man bereits einen anderen Motorsport betrieben haben, zum Beispiel Motorradrennsport oder Rallyesport oder Kartsport usw. Dann waren Erfolge mit dem Rennwagen bei Bergrennen nachzuweisen. Erst dann wurde dieses Lizenz vergeben, mit der man den Rundstreckenrenne fahren durfte.

Diese Lizenz war bei Veranstaltungen vorzuweisen, wie übrigens auch die Fahrerlaubnis (das war der damalige Begriff für den heutigen Führerschein).


Die Leistungen des vergangenen Jahres im Rennsport waren die Basis für die Erteilung einer Internationalen Lizenz. Diese Lizenz war die höchste Auszeichnung für einen Rennfahrer.

Mit einem formellen Schreiben an den betreffenden Rennfahrer wurde dieser informiert, dass der Sportverband beabsichtigte, dem Rennfahrer die Lizenz zu erteilen. Dazu waren zunächst die Namen der Helfer zu nennen.


Wenige Tage nach Bekanntgabe der Helfer-Namen an die Sportkommission wurde dann das Bewerbungsprozedere eingeleitet. In einem Schreiben waren alle Punkte aufgelistet, die abzuarbeiten waren, um das Verfahren erfolgreich einzuleiten. Hier wird sichtbar, dass der Sport im Osten keine Privatangelegenheit war, sondern ein gesellschaftspolitische Ereignis. Die Mitsprache von Organisationen und Betrieben bzw. Kammern war Staatsdoktrin. Ebenso der Nachweis an der aktiven Mitgestaltung der sozialistischen Gesellschaft. Politische Delinquenten hatten somit kaum eine Chance, die Internationale Lizenz zu erwerben, nach deren Erteilung man den sozialistischen Statt zu repräsentieren hatte.  Mit der Zustimmung bzw. des Nachweises von

  • Sportabzeichen
  • Mitgliedschaft in einer Massenorganisation (z. B. FDGB, DSF, FDJ, SED usw.)
  • Zustimmung des Motorsportclubs, in dem der Rennfahrer organisiert war
  • Zustimmung des Betriebes, wo der Rennfahrer beschäftigt war 
  • Nachweis der sportmedizinischen Untersuchung
  • Zahlung einer Lizenzgebühr in Höhe vom 40 Ost-Mark

war dann die Vorarbeit durch den Rennfahrer erbracht.

1. Seite der Checkliste für die Lizenzvoraussetzungen
2. Seite der Checkliste für die Lizenzvoraussetzungen


Die Erteilung der Internationalen Lizenz erfolge dann meist kurz vor Beginn der Rennsaison. Sie war die höchste Qualifikationsstufe des Rennsports in den sozialistischen Ländern. Dazu erfolgte eine Berufung, in Würdigung gezeigter Leistungen, auf zunächst nationaler und dann auch auf internationaler Ebene. Mit dieser Lizenz war man in den Kreis der Nationalkader aufgenommen und stand damit wenigstens einmal auf der Stufe der Sportler aus olympischen Disziplinen, die aber im Gegensatz zu den Rennfahrern den Westen bereisen durften.

Die Lizenzen mussten am Jahresende zurückgegeben werden. Mit der Berufung für das laufende Jahr wurde eine neue Lizenz ausgestellt. Die meisten Rennfahrer haben nur eine Lizenz in ihren Archiven, nämlich die Letzte ihrer Karriere.


Die Leistungssportler der DDR waren die Repräsentanten der sozialistischen Gesellschaft: "Schaut her, wenn man sich anstrengt, kann man zu Ruhm und Ehre gelangen". Diese Art von Publicity gibt es auch heute noch, die Ziele sind ähnlich.

Somit erhielten die Rennfahrer auch Einladungen zu Veranstaltungen, um vor einem Publikum über den Sport, also seine Durchführung, seine Hintergründe, aber auch über die Gefahren zu sprechen. Meist waren die Rennwagen dabei, um anschaulich zu vermitteln, wie es den Fahrern in einer solchen "Sardinenbüchse" bei 260 km/h ging.

Bei diesem Dokument handelt es ich um die Einladung zum Pioniertreffen 1988 im damaligen Karl-Marx-Stadt, wo ich mit dem Rennwagen den Passanten Rede und Antwort stand. Dazu gehört auch der Besuch von Margot Honecker, wie oben in Wort und Bild dargestellt.


Es war im Rennsport möglich, sein Rennfahrzeug zu versichern. Diese Form war die Kasko-Versicherung. Je nach Beitrag staffelte sich die Selbstbeteiligung - in diesem Fall sind es 1.000 Ost-Mark.

Nach einem Unfall wurde das Fahrzeug durch einen Sachverständigen der Versicherung, der kaum ein absoluter Fachmann für Rennwagen war, begutachtet und die defekten Teile benannt. Die Einstufung der Preise erfolgte auf der Basis der in den sozialistischen Renngemeinschaften festgelegten Teilepreise. In der Regel wurde dann durch Ulli Melkus eine entsprechende Liste bereit gestellt. Diese galt dann als offiziell, da sie den Namen der Fahrschule und Sportwagenbau Melkus trug.

Erst Ende der 80er Jahre legte der ADMV mit der Staatlichen Versicherung fest (es gab nur eine Versicherungsunternehmen in der DDR), wie die einheitliche Verfahrensweise, sowohl für die Beiträge, als auch für den Versicherungswert des jeweiligen Sportfahrzeuges, zu handhaben war. 

Vorderseite der Versicherungspolice
Rückseite der Versicherungspolice